16.09.2022
Die persönliche Entfaltung steht im Vordergrund
Interview mit CSR-Koordinatorin Karin Münstermann und Geselle Niklas Welp vom Unternehmen Münstermann – Sonderanlagenbau in Telgte
Team Fachkräfte-Initiative der HWK Münster (hier stellvertretend Gisela Goos): Frau Münstermann, Sie entsenden Ihre Auszubildenden innerhalb ihrer Lehrzeit für einige Wochen oder sogar Monate in Auslandspraktika. Warum engagieren Sie sich in dieser Form für Ihre Nachwuchskräfte? Hat das mit internationalen Aufträgen zu tun?
Karin Münstermann: Nein, das würde ich so nicht sagen. Tatsächlich stammen unsere Aufträge aus der ganzen Welt, aber das ist nicht der Grund für die Auslandsaufenthalte unserer Auszubildenden. Die persönliche Entfaltung der Einzelnen steht für uns bei diesem Engagement eindeutig im Vordergrund gegenüber einer fachlichen oder sprachlichen Entwicklung. Wer die Hürden einer solchen Reise bewältigt, meistert die hohen Anforderungen im späteren Arbeitsalltag oft leichter – egal ob bei internationalen Aufträgen oder an unserem Firmensitz im Münsterland.
Fachkräfte-Initiative: Wie macht sich eine solche persönliche Entwicklung vor Ort bei Ihnen bemerkbar?
Münstermann: Die Auslands-Lernaufenthalte sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil unserer Nachwuchsförderung. Häufig sind jährlich mehrere Auszubildende im Ausland. In unseren regelmäßig stattfindenden Azubi-Runden berichten sie nach ihren Aufenthalten ‚hautnah‘ darüber. Aus unseren langjährigen Erfahrungen mit auslandserfahrenen Mitarbeitenden wissen wir, wie dauerhaft positiv geprägt sie durch eine solche Reise sind.
Fachkräfte-Initiative: In welche Länder reisen Ihre Auszubildenden?
Münstermann: Englischsprachige Länder sind besonders beliebt, aber auch Nationen mit anderen Sprachanforderungen sind dabei. Unsere Auszubildenden sind innerhalb von Europa, aber auch weltweit unterwegs.
Fachkräfte-Initiative: Herr Welp, Sie haben in diesem Jahr Ihren Abschluss als Geselle abgelegt. Zuvor waren Sie innerhalb Ihrer Ausbildung im Unternehmen Münstermann für vier Wochen in einem kleinen Betrieb auf Malta im Einsatz. Wann ist Ihr Wunsch für ein Auslandspraktikum gewachsen? Und warum haben Sie sich gerade für dieses Land entschieden?
Niklas Welp: Bereits beim Vorstellungsgespräch habe ich von den Auslandsaufenthalten der Münstermann-Azubis erfahren und wollte diese Chance unbedingt nutzen. Für Malta habe ich mich entschieden, um meine Englischkenntnisse aufzufrischen.
Fachkräfte-Initiative: Haben Sie dieses Ziel erreicht? Konnten Sie die Sprache auffrischen?
Welp: Ja, im Betrieb und in der Öffentlichkeit wurde natürlich englisch gesprochen. Nicht erwartet habe ich, dort zusätzlich mein Französisch einsetzen zu können, denn ich habe in einer Wohngemeinschaft mit Franzosen meines Alters gelebt und so viele weitere junge Leute kennengelernt.
Fachkräfte-Initiative: Sie haben sich also sogar in zwei Sprachen weiterentwickeln können. Was hat sich darüber hinaus für Sie persönlich aus dieser Zeit auf Malta ergeben?
Welp: Ich habe französische Freunde gefunden, mit denen ich weiterhin Kontakt habe. Außerdem habe ich ‚die große Lust auf noch mehr Ausland‘ mit nach Hause gebracht. Ich werde deshalb demnächst für ein Jahr eine Tätigkeit in einem anderen Unternehmen in den USA antreten. Danach will ich mich an einer deutschen Hochschule qualifizieren.
Fachkräfte-Initiative: Frau Münstermann, wenn Niklas Welp das Unternehmen Münstermann verlässt, hat sich die Investition in ihn aus betrieblicher Perspektive doch womöglich gar nicht gelohnt?
Münstermann: Das betrachten wir anders. Wir haben ihm eine attraktive Ausbildung geboten und das bleibt haften – bei Niklas Welp, aber auch bei unseren derzeitigen und zukünftigen Auszubildenden. Denn unsere Auslandsangebote sind natürlich auch ein Attraktivitätsmerkmal bei der Suche nach weiteren Nachwuchskräften. Im Übrigen ist Niklas Welp zukünftig bei uns jederzeit wieder herzlich willkommen.
Fachkräfte-Initiative: Dann wünsche wir Ihnen, Frau Münstermann, weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und Ihnen, Herr Welp, alles Gute für Ihre nächsten Ziele. Danke für das Gespräch.
Münstermann und Welp: Wir danken.
Bildunterschrift:
CSR-Koordinatorin Karin Münstermann und Metallerbauer-Geselle Niklas Welp vom Unternehmen Münstermann – Sonderanlagenbau in Telgte